Lot 5163: Sanuto, Giulio: See von Genezareth

Christus auf dem Wasser wandelnd. Kupferstich. 24,8 x 34,6 cm. 1548. Unbeschrieben.
Giulio Sanuto kam als uneheliches Kind des Cavaliere Francesco di Angelo Sanuto (1494-1556) in Venedig zur Welt und entstammte somit einer angesehenen und einflußreichen Patrizierfamilie. Sein genaues Geburtsdatum ist nicht überliefert und auch sonst ist über Leben und Wirken Giulios kaum etwas bekannt. Sein Bruder Livio war ein angesehener Wissenschaftler auf dem Gebiet der Geographie und es ist sicher, daß Giulio ihm als Kupferstecher bei der Herstellung von Landkarten behilflich gewesen ist.
Die erste datierte Arbeit Sanutos trägt das Datum 1540, so daß der vorliegende, in der kritischen Literatur nicht verzeichnete Kupferstich dem Frühwerk zuzuordnen ist. Die rudimentäre, fast grob wirkende Kupferstichtechnik und Details der Figurenauffassung - beispielsweise die summarisch angedeuteten, maskenhaft wirkenden Gesichter mit den dunklen Augenhöhlen - erinnern an Sanutos Darstellung der Pietà nach einer Invention Michelangelos (Passavant 8, Bury 8). Auf beiden Blättern bedient der Künstler sich einer vergleichbaren Stechermethodik, die sich enger Parallellagen und einfacher, kraftvoller Kreuzschraffuren bedient. Auf unserem Blatt entsteht auf diese Weise ein unruhig flimmerndes, flächiges graphisches Geflecht, das in seiner urwüchsigen Kraft eine bemerkenswerte Expressivität ausstrahlt.
In der Sammlung des British Museum befinden sich zwei Abzüge eines späteren Druckzustandes, welche die Adresse des Verlegers Salamanca tragen. Auf diesen beiden Exemplaren ist das Datum 1548 nur noch schwach sichtbar. Auch die vorher erwähnte Pietà Sanuto's wurde von Salamanca herausgegeben. Der vorliegende, bisher anonyme Kupferstich stellt eine interessante Bereicherung des druckgraphischen Oeuvres Sanutos dar. Die Zuschreibung an Sanuto wurde von Michael Bury bestätigt (Schreiben vom 23. Februar 2005).
Ausgezeichneter, lebendiger, stellenweise etwas ungleichmäßiger Frühdruck, vor der Adresse von Salamanca. Bis auf die stellenweise gratige Plattenkante beschnitten. In guter Erhaltung.