Lot 435: TSUKIOKA YOSHITOSHI (1839 - 1892): THE COURTESAN OSAME

Original woodblock print, Japan, dated 1888, 2nd month, 1st day
Image title: "The Courtesan Osame at her Studies" - Osame yujo wo manabu no zu - 於さめ遊女を学ぶ図. From the series: Shinsen azuma nishiki-e - A New Choice of Eastern Brocade Depictions. SIGNATURE: Yoshitoshi. SEAL: Taiso. EDITOR: Tsunashima Kanekichi. ENGRAVER: hori Wada. Very good impression and color, rubbed.
Bildtitel: Die Kurtisane Osame beim Lernen - Osame yujo wo manabu no zu - 於さめ遊女を学ぶ図. Aus der Folge Shinsen azuma nishiki-e - Neue Auswahl von östlichen Brokatbildern. SIGNATUR: Yoshitoshi. SIEGEL: Taiso. VERLAG: Tsunashima Kanekichi. PLATTENSCHNEIDER: hori Wada. Sehr gut in Druck und Farbe, berieben.
Der 5. Tokugawa-Shogun Tsunayoshi (Tokugawa Tsunayoshi 德川纲吉 5代) unterweist Osame, wie sie sich als Kurtisane zu verhalten hat.
Auf der 23 Blätter umfassenden Serie sind die dramatischen Höhepunkte verschiedener Kabuki-Stücke dargestellt. Entgegen einer Theateraufführung sind die Personen jedoch keine Schauspieler, sondern ungeschminkte, von ihren Leidenschaften getriebene Menschen aus Fleisch und Blut, die in natürlicher Umgebung agieren. Der freie künstlerische Umgang Yoshitoshis mit den Personen, Ereignissen und Handlungsorten macht eine genaue Bestimmung, welche Theaterstücke ihm als Inspirationsquelle gedient haben könnten, nur selten möglich. Schriftliche Zeugnisse darüber oder Angaben auf den Bildern gibt es keine. Erschwert wird das Ganze noch dadurch, dass sich verschiedene Stückeschreiber häufig des gleichen Stoffes bedienten, vor allem dann, wenn ein konkretes, besonders spektakuläres Tagesereignis die allgemeinen Gemüter bewegte. Zudem sind von vielen Kabukistücken nur noch die Titel überliefert, Kenntnisse über Personen und Handlung gingen verloren.
Tsunayoshis Regentschaft fällt genau in jene, als Genroku (1688 - 1704) bekannt-berüchtigte Periode Japans, die für ihre Verschwendungssucht, die leichte Hand, mit der das Gold für Vergnügungen aller Art hinausgeworfen wurde, legendär geworden ist. Das Elend seiner Untertanen kümmerte den Shogun wenig. Ungeachtet der augenscheinlichen Missstände im ganzen Lande und der desaströsen finanziellen Lage wurde an seinem Hofe ein Fest nach dem anderen gefeiert. Unzählige junge Mädchen und Frauen standen dem Shogun Tag und Nacht als Gespielinnen zur Verfügung, eingehüllt in Luxus und Seide, ausgewählt von seiner Mutter aus einem Kreis der Schönsten aller Schönen, willfährig zur Lust und verfügbar für Vergnügungen jeglicher Art. Glaubt man der alten Geschichtsschreibung, griff die ins Abseits gestellte kinderlose Gattin des Shogun schließlich zum Dolch und stieß ihn des Nachts ihrem maßlosen, von Skandalgeschichten umwitterten Gatten in die Brust. Danach gab sich Mi-daidokoro selbst den Tod; als Retterin der Nation, die sich selbst aufgeopfert hat, um weiteres Unheil von ihrem Volk abzuwenden, wurde sie im Nachhinein als nationale Heldin verehrt.
FORMAT: OBAN, EACH LEAF CA. 35,6 x 23,6 CM
From a Swedish private collection