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Lot 384: Molzahn, Johannes 1892 Duisburg - 1965 München

Est: €30,000 EUR - €40,000 EURSold:
Van Ham KunstauktionenKöln (Cologne), GermanyJune 07, 2013

Item Overview

Description

Molzahn, Johannes
1892 Duisburg - 1965 München

Portrait J M II. 1953. Öl auf Leinwand. 59 x 48,5cm. Signiert, datiert und betitelt verso unten links: Johannes Molzahn, New York 1953, 'J M II'. Künstlerrahmen.

Provenienz:
Privatsammlung, Hessen
Nachlass des Künstlers
Johannes-Molzahn-Centrum für Dokumentation und Publication®, Kassel

Ausstellungen:
Gries, Christian: Johannes Molzahn (1982-1965) und der 'Kampf um die Kunst' im Deutschland der Weimarer Republik (mit einem Werkverzeichnis der Gemälde), Diss. der Universität Augsburg 1996, Wvz.-Nr. 300 A.

Literatur:
Gries, Christian: Johannes Molzahn (1982-1965) und der 'Kampf um die Kunst' im Deutschland der Weimarer Republik (mit einem Werkverzeichnis der Gemälde), Diss. der Universität Augsburg 1996, Wvz.-Nr. 300 A

Während seines Kunstschaffens setzt sich Johannes Molzahn immer wieder mit dem Thema Porträt auseinander. Bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges fertigt er Abbilder von sich selbst, Verwandten und Freunden an, bei denen er noch ganz dem Zeitgeist entsprechend den Charakter der jeweils dargestellten Person genau herausarbeitet.
Durch die intensive Beschäftigung mit der Avantgardekunst schafft Molzahn dann in der folgenden Dekade Bildnisse, bei denen er die neu gewonnenen Stilmittel verwendet. Sie führen ihn zu einer zunehmenden Abstrahierung des Gesehenen, was nicht nur die Wiedergabe der Person, sondern auch die des Raumes betrifft. So setzt er in zersplitterten und collageartig zusammengefügten Bildflächen die vereinzelten Gliedmaße (Kopf und Arme) ohne Verbindung zueinander. Hierbei nutz er den Raum nicht als perspektivische Konstruktion; vielmehr dient dieser ihm als geistige Wirkungsmöglichkeit des Bildes. Auf diese Weise sucht er nicht mehr das "Individuum - Mensch" zu erforschen, sondern das "Geheimnis - Mensch".
Um dieses aufzuspüren malt Molzahn etwa zwischen 1930 und 1935 eine Reihe Porträts von Freunden und Künstlerkollegen. Signifikant ist, dass er nun den Kopf im Profil und "en face" gleichzeitig darstellt, wobei er die Farbflächen des Gesichtes ebenbürtig nebeneinander stehen lässt und den Raum indirekt mittels Farbe suggeriert. Obwohl er beim Zeichnen der Umrisslinien von Kopf und Gesicht bewusst die Wiedererkennbarkeit des Porträtierten anstrebt, fügt er dieser Verfremdungen hinzu, die über den Dargestellten hinaus verweisen. So integriert er z.B. "Flächenauswüchse" in die Gesichter, die die Konturen durchbrechen oder setzt streifenartiges Bildlicht ein, um das Antlitz teilweise aufzulösen. Mit diesen Kraftfeldern und -linien gibt Molzahn seine Anschauung von dem im kosmischen Gesetz eingebundenen Menschen Ausdruck.

Während seines 21 Jahre andauernden Exils in Amerika (1938-1959) setzt Molzahn das Motiv ein letztes Mal malerisch um. Von etwa 1947 bis 1953 schafft er einige Bildnisse in Öl allein von seiner zweiten Frau Loretto und sich selbst. Das hier vorgestellte Gemälde ist eines der letzten Selbstporträts. Es entsteht kurz nachdem er die Professur an der New School for Social Research in New York aufgegeben hat, um wieder als freier Maler arbeiten zu können.
In der abgeklärten und puristischen Komposition negiert Molzahn jegliches expressive und narrative Element. Auch bindet er sein Konterfei nicht in eine groß inszenierte, von einem oder mehreren Fluchtpunkten beherrschte, Kulisse ein, die uns in seinen Bildern dieser Schaffensperiode so fasziniert. Vielmehr führt er ein Kammerspiel auf, in dem nur zwei "Akteure" mitwirken - die Perspektive und der menschliche Kopf: In einer Abfolge zeigt er sein gespiegeltes Abbild "en face" aus einem jeweils anderen Blickwinkel, wobei er es aus der Perspektivität selbst darstellt. Bei dieser Gestaltungsart greift er auf die in der Renaissance entwickelten optischen Anamorphosen zurück (das bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Bild, welches erst durch Änderung des Sichtwinkels des Betrachters sein Geheimnis preis gibt). Das für die Umformung nötige Raster deutet Molzahn mittels der senkrechten Farbstreifen an. Sie verweisen darauf, dass er sein Augenmerk allein auf die vertikale Blickrichtung legt.
Die akribische Systematik, mit der Molzahn hier vorgeht, zeigt, dass er als Maler und als Wissenschaftler agiert. Damit folgt er konsequent seinem schon in den 1920er Jahren ausgesprochenem Credo, dass der Künstler der Zukunft als Ingenieur den Menschen konstruieren wird. Und so gibt er uns in dem stilllebenartigen Bildnis ein eindrucksvolles Beispiel für den Einklang von technischem Sehen und visueller Meditation
.
English Text : Molzahn, Johannes
1892 Duisburg - 1965 Munich

Portait J M II. 1953. Oil on canvas. 59,0 x 48,5cm. Signed, dated and titled on lower left of verso: Johannes Molzahn, New York 1953, 'J M II'. Artist's frame.

Provenance:
Private collection, Hessia
Artists's estate
Johannes Molzahn Centre for Documentation and Publication®, Kassel

Exhibited:
Gries, Christian: Johannes Molzahn (1982-1965) und der 'Kampf um die Kunst' im Deutschland
der Weimarer Republik (mit einem Werkverzeichnis der Gemälde), Diss. der Universität
Augsburg 1996, cat.rais. nr. 300 A.

Literature:
Gries, Christian: Johannes Molzahn (1982-1965) und der 'Kampf um die Kunst' im Deutschland
der Weimarer Republik (mit einem Werkverzeichnis der Gemälde), Diss. der Universität
Augsburg 1996, cat.rais. nr. 300 A.

Artist or Maker

Auction Details

Modern Art #322

by
Van Ham Kunstauktionen
June 07, 2013, 11:30 AM CET

Hitzelerstr. 2, Köln (Cologne), NRW, 50968, DE