IMPORTANT CLOCK "A L'ETUDE ET A LA PHILOSOPHIE",Directoire, the model by F. REMOND (Francois Remond, 1745-1812), the figures after L.S. BOIZOT (Louis Simon Boizot, 1743-1809), the dial signed AMANT A PARIS (Louis Amant, maitre 1725), Paris circa 1795. Matte and polished gilt bronze with "Vert Maurin". Enamel dial and Paris escapement striking the 1/2 hours on bell. Exceptionally rich gilt bronze mounts and applications. 68x16x52.5 cm.
PRUNK-PENDULE "A L'ETUDE ET PHILOSOPHIE", Directoire, das Modell von F. REMOND (François Rémond, 1745-1812), die Figuren nach L.S. BOIZOT (Louis Simon Boizot, 1743-1809), das Zifferblatt sign. AMANT A PARIS (Louis Amant, Meister 1725), Paris um 1795. Bronze matt- und glanzvergoldet sowie "Vert Maurin". Rundes Uhrgehäuse auf rechteckigem Sockel mit die Flügel spreizendem Adler auf Doppelfackel, rechts flankiert von lesender junger Frau in langem, faltenreichem Gewand, links von zeichnendem jungem Mann mit Lendenschurz, auf bastionsförmigem Sockel mit hohen, stilisierten Kreiselfüssen. Emailzifferblatt mit römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Ausserordentlich reiche, vergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Plaketten mit mythologischer Szene, Sphingen mit Lorbeerkranz, Maskaronen und Zierfries. 68x16x52,5 cm.
Eine modellogleiche Pendule wurde in unserer November-Auktion 1995 (Katalognr. 4016) verkauft.
Die ursprüngliche Figurenkomposition ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen D. Daguerre (ca. 1720-1796) und F. Rémond und ins Jahr 1783 zu datieren. Sie zeigt den Einfluss der Pendulen aus dem frühen 18. Jahrhundert, wie z.B. die Pendule "Du Jour de la Nuit" von A.C. Boulle aus dem Jahr 1715. Das innovative Motiv unserer Pendule erfreute sich Ende des 18. Jahrhunderts bis ins Empire grösster Beliebtheit und wurde von verschiedenen "bronziers" und Uhrmachern übernommen. Die Figuren der "Etude" und "Philosophie" wurden um 1780 von L.S. Boizot für die Manufaktur von Sèvres modelliert. D. Daguerre war Haupteinkäufer dieses Pendulentyps und liess verschiedene Uhrmacher Werke einbauen; F. Rémond verkaufte seine Modelle direkt den Uhrmachern wie z.B. E.C. Le Roy und P.C. Roguet-Lépine. Drei solcher Pendulen befinden sich im Besitz der englischen Königin, je eine im Schloss Versailles und im französischen Aussenministerium, im Stockholmer Schloss, im Potsdamer Stadtschloss sowie im Schloss Tanley im Burgund. Zu den ersten Besitzern solcher Uhren des in der Louis-XVI-Epoche als eines der wesentlichsten "bronziers" bekannten F. Rémond, der mit den besten Künstlern und Handwerkern zusammenarbeitete sowie Bronzen für Meisterwerke der Möbelkunst lieferte, gehören der Comte de Vaudreuil, die Ducs de Choiseul und d''Orléans, der Marquis de Sérent und MM de Lareynière. Der Uhrmacher J. Revel fertigte eine Vielzahl von Pendulen. 1810 lieferte er Pendulen für den König Jérôme von Westfalen.
Im Alter von 29 Jahren erhielt F. Rémond die Würde des "maître doreur". Leider geriet sein Name am Ende des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit; viele seiner Werke wurden aufgrund ihrer Eleganz und Schönheit fälschlicherweise P. Gouthière oder P.P. Thomire zugeschrieben. Erst die Entdeckung seines Archivs liessen ihm die Anerkennung zukommen, die er verdiente: F. Rémond war während der Regierungszeit von Louis XVI einer der bedeutendsten "bronziers" von Paris. Als P. Gouthière in den 1780er Jahren in finanzielle Schwierigkeiten geriet, Bankrott und "ruine totale" erlitt, nahm F. Rémond dessen Platz ein und schuf einige der hervorragendsten Stücke seiner Zeit - man denke an die "pendule aux Sultanes", die er für den Comte d''Artois fertigte, und an die phantasievollen und sehr innovativen Girandolen "aux autruches" für das Schloss Versailles. Als sich F. Rémond um 1800 aus dem Geschäft zurückzog, begann die bemerkenswerte Entwicklung des Unternehmens von P.P. Thomire.
L.S. Boizot wurde 1778 nach einem Aufenthalt in Italien in die "Ecole royale des élèves protégés" aufgenommen. In den Jahren danach schuf er zahlreiche Büsten von "Grands Hommes de France", wie zum Beispiel von Louis XVI, oder von wichtigen Persönlichkeiten wie Joseph II, dessen Portrait L.S. Boizot anlässlich eines Staatsbesuches anfertigte. Seine eigentliche Spezialität waren allerdings Kleinplastiken, was seine Tätigkeit als Vorsteher der Modellierabteilung der Manufacture de Sèvres erklärt. 1793 wurde L.S. Boizot zum Revisor der Kunstobjekte im Antikensaal des Louvre ernannt. Sein berühmtestes Werk ist wohl der 1808 beendete und heute auf der Place du Châtelet stehende Brunnen mit verherrlichenden Szenen aus Napoleons Ägypten-Feldzug.
L. Amant führte seine Werkstatt in der Rue de la Lanterne und zog im 1748 an den Pont Notre Dame. 1748 erfand er das nach seinem Namen benannte "échappement à cheville", welche von Le Paute leicht modifiziert wurde. Eine Pendule mit "Boulle"-Marketerie im Bestand des Sozialministeriums trägt die Signatur "Amant à Paris".
Lit.: C. Baulez, Pierre Gouthière (1732-1813), in: Vergoldete Bronzen, Münschen 1986, II, S. 596-599 (mit Biographie und überzeugender Identifizierung und Zuschreibung unseres Modells; der gleiche Autor stellte den "catalogue raisonné" der Werke von F.Rémond zusammen).Ibid.; François Rémond et le goût turc ans la famille royale au temps de Louis XVI, in L''Objet d''Art, Dezember 1987; S. 33-45. Ibid, Le luminaire de la princesse Kinsky, in: L''Estampille / L''Objet d''Art, Mai 1991; S. 84-99. H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des Spätbarock und Klassizismus, München 1986; I, S. 195 (Abb. 4.17.5 , die Zeichnung von F. Rémond). P. Verlet, Les Bronzes dorés français du XVIIIè siècle, Paris 1987; S. 322 (Abb. 357, eine Pendule aus dem Ministère des Affaires Etrangères). E. Bourgeois / Lechevallier-Cherignard, Le Bisquit de Sèvres au XVIIIe siècle, Paris 1905; II, S. 22. Thieme/Becker, Leipzig 1999; 27/28, S. 149 (biogr. Angaben zu F. Rémond). Ibid, S. 235/236 (biogr. Angaben zu L.S. Boizot).