Battista di Biagio Sanguigni (Florence 1393-1451)  The Prophet Jeremiah  Inscribed, on gold ground panel, shaped top 13 ¾ x 7 â in. (34.9 x 18 cm)  Provenance: Anon. Sale [The Property of a Gentleman], Christieâs, London, 4 July 1986, lot 59, as Rossello di Jacopo Franchi (purchased on behalf of the present owners).  Literature: M. Boskovits, âAncora sul Maestro del 1419â, Arte cristiana, 90, 2002, pp. 332-40.   Professor Miklòs Boskovits recognised this panel at the time of the 1986 sale as the work of an artist then known as âThe Master of 1419â. The artist was named by Georg Pudelko after a Madonna and Child in the Cleveland Museum of Art, which is dated 1419 and was originally the centre panel of an altarpiece in the Oratory of Santa Maria a Latera in Florence. Two side panels have also survived, one sold at Christieâs, London, 6 July 2010, lot 33. Boskovits also identified this panel as part of the same altarpiece as The Prophet Daniel, of almost identical size, and Christ blessing in the Museo di Palazzo Venezia, Rome, which had been attributed by Roberto Longhi to the Master of 1419 (see A. Santangelo, Museo di Palazzo Venezia. Catalogo: I dipinti, Rome, n.d., p. 35). He subsequently grouped about a dozen altarpieces, altarpiece fragments and private devotional panels under this moniker, all datable between 1410 and c. 1430 (loc. cit).  The Master of 1419 was soon afterwards identified as Battista di Biagio Sanguigni, documented as a miniature painter and to a lesser extent as a panel painter. Presumed to have been trained by Lorenzo Monaco, the artist was intimately associated with Zanobi Strozzi, who was his apprentice and with whom he cohabited 1430-38. He was also closely associated with Fra Angelico, by as early as 1417, and the two subsequently became longterm friends.  The Cleveland Madonna and Child was among works by Sanguigni included in the Fra Angelico exhibition at the Metropolitan Museum of Art, New York, in 2005-6, the catalogue of which includes the best overview of current knowledge, by Laurence Kanter (pp. 227-41). Sanguigni is now credited with five illuminated manuscripts and a magnificent sheet of The Ascension of Christ was lent to the exhibition by the J. Paul Getty Museum (no. 41).  We are grateful to Charles Beddington for his help in cataloguing this lot.
BATTISTA DI BIAGIO SANGUIGNI previously known as THE MASTER OF 1419 (active circa 1393 Florence 1451) Three panels from an altar: Madonna and Child with donor family (central panel); Saint John the Baptist and Antonius Abbas (left wing)/ Saint Jacob the Elder and Saint Maurus (right wing). Tempera and gold ground on panel. 91.3 × 53.4 cm (central panel) / 98.5 × 48.2 cm (left wing) / 98.5 × 46.8 cm (right wing). Provenance: - Probably commissioned for a Benedictine Order by Jacopo di Niccolò Corbizzi. Central panel: - Private collection German probably since the 1940s. - 1992 by descent to a private collection, Germany. - Sale Koller, Zurich,26.3.2021, Lot 3007. - Private collection, Switzerland. Lateral panels: - With Julius Böhler, Munich, 1971. - Private collection, Switzerland, acquired from the above. Exhibited (lateral panels): Lugano-Castagnola 1991, Künder der wunderbaren Dinge. Frühe italienische Malerei aus Sammlungen in der Schweiz und Liechtenstein. Villa Favorita, Stiftung Thyssen-Bornemisza, Lugano-Castagnola, 7.4.–30.6.1991. Literature: - Miklos Boskovits: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, 2002, vol. 812, p. 334. figs. 5–7. Central panel: - Laurence B. Kanter: Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in: Arte Cristiana 90, 2002, vol. 812, p. 329. - Laurence B. Kanter: Battista di Biagio Sanguigni and Zanobi Strozzi, in: Ausst.-Kat. Fra Angelico, New York Metropolitan Museum of Art, New York 2005, pp.227 ff. Lateral panels: - Exh.cat. Künder der wunderbaren Dinge. Frühe italienische Malerei aus Sammlungen in der Schweiz und Liechtenstein. Villa Favorita, Stiftung Thyssen-Bornemisza, Lugano-Castagnola, Eidolon 1991, cat. no. 90, p. 230, fig. 231. Our thanks to Prof. Gaudenz Freuler for his expert assistance in cataloguing these works. --------------- BATTISTA DI BIAGIO SANGUIGNI früher genannt MEISTER VON 1419 (tätig um 1393 Florenz 1451) Drei Tafeln eines Altars: Madonna mit Kind von der Stifterfamilie angebetet (Zentraltafel), die Heiligen Johannes der Täufer und Antonius Abbas (linker Flügel)/ die Heiligen Jakobus d. Ä. und Maurus (rechter Flügel). Tempera und Goldgrund auf Holz. 91,3 × 53,4 cm (Zentratafel) / 98,5 × 48,2 cm (linker Flügel) / 98,5 × 46,8 cm (rechter Flügel). Provenienz: - Wohl für einen Benediktiner Orden von Jacopo di Niccolò Corbizzi in Auftrag gegeben. Zentraltafel: - Wohl seit den 1940er-Jahren in deutscher Privatsammlung. - 1992 durch Erbschaft in Privatsammlung Deutschland. - Auktion Koller, Zürich,26.3.2021, Los 3007. - Schweizer Privatsammlung. Seitenflügel: - Kunsthandel Julius Böhler, München, 1971. - Schweizer Privatbesitz, bei Obigem erworben. Ausstellung (Seitenflügel): Lugano-Castagnola 1991, Künder der wunderbaren Dinge. Frühe italienische Malerei aus Sammlungen in der Schweiz und Liechtenstein. Villa Favorita, Stiftung Thyssen-Bornemisza, Lugano-Castagnola, 7.4.–30.6.1991. Literatur: - Miklos Boskovits: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, 2002, Bd. 812, S. 334. Abb. 5–7. Zentratafel: - Laurence B. Kanter: Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in: Arte Cristiana 90, 2002, Bd. 812, S. 329. - Laurence B. Kanter: Battista di Biagio Sanguigni and Zanobi Strozzi, in: Ausst.-Kat. Fra Angelico, New York Metropolitan Museum of Art, New York 2005, S.227 ff. Seitenflügel: - Ausst.-Kat. Künder der wunderbaren Dinge. Frühe italienische Malerei aus Sammlungen in der Schweiz und Liechtenstein. Villa Favorita, Stiftung Thyssen-Bornemisza, Lugano-Castagnola, Eidolon 1991, Kat.-Nr. 90, S. 230, Abb. 231. Diese drei Tafelen konnten kürzlich wieder vereint werden und bilden ein beindruckendes Triptychon, welches wohl für einen Benediktiner Orden von Jacopo di Niccolò Corbizzi in Aufrag gegeben wurde. Die Zentraltafel zeigt in einer eleganten spätgotischen Formensprache die Mutter und ihr göttliches Kind auf einer marmornen Thronbank sitzend. Ihnen zu Füssen erscheint eine Gruppe devoter Personen, vermutlich die Stifterfamilie, und rechts die mit ihnen verbundenen Frauen einer Benediktinergemeinschaft. Umschlossen wird diese heilige Begegnung, der sich auch zwei Engel beigesellt haben, von einem prachtvollen roten Goldbrokat. Während die heilige Mutter mit dem ausladenden Gestus ihrer Rechten die frommen Frauen unter ihren Schutz nimmt, ist der in eine goldbestickte lilafarbene Tunika gekleidete Jesusknabe mit einem Segensgestus direkt dem Bildbetrachter zugewandt. Die 91,3 cm hohe Tafel sowie auch der Grossteil des ursprünglichen Rahmenwerks ist in ihrer unteren Hälfte um ca. 20 cm, mit Ausnahme des originalen Spitzbogens mit Vielpass, beschnitten worden. Der gleiche Befund gilt auch für das Rahmenwerk der nicht beschnittenen Seitentafeln. Mit ebenfalls benediktinischer Ikonographie hat Miklòs Boskovits (siehe Literatur) aufgrund stilkritischer Erwägungen eine Zugehörigkeit zu unserer Madonna geltend gemacht. Die Richtigkeit der Rekonstruktionsfrage unseres Altarwerks kann heute anhand des Befunds an den Originalen und weiteren Erhebungen des Bildprogramms bestätigt werden. Die zentralen Tafeln sind in der Regel um Einiges höher als die seitlichen Elemente. Da die zentrale Tafel unten um ein Stück beschnitten ist und sie diese um die beschnittene Höhe überragt, dürfte an der Zugehörigkeit aller drei Elemente zu einem Triptychon kein Zweifel bestehen, zumal sie auch stilistisch eine Einheit bilden. Übereinstimmung kann auch an der orientalischen Musterung des Throntuchs bestehend aus Granatrosen, stilisierten Fabelwesen und Schildkröten erkannt werden, das nach dem gleichen Schablonenmuster in den Goldgrund gestichelt wurde wie die auf den Seitentafeln aufgemalte Musterung des roten Bodens. Eine weitere, letztlich schlüssige Bekräftigung für die Richtigkeit der Rekonstruktion unseres Triptychons ergibt sich schliesslich aus dem benediktinischen Kontext des Bildprogramms, wo auf dem Hauptblatt links Benediktinerinnen und auf den Seitentafeln die Heiligen Maurus und Antonius Abbas im Habit des schwarzen Ordens der Benediktiner erscheinen. Die Zentraltafafel wurde erstmals von Laurence B. Kanter und Miklòs Boskovits (siehe Literatur) veröffentlicht und dem Meister von 1419, der nunmehr als Battista di Biagio Sanguigni identifiziert ist. Die beiden Seitentafeln wurden von Prof. Gaudenz Freuler 1991 erstmals dem damals noch unter dem Notnamen bekannten Meister von 1419 zuerkannt. Bis zur überzeugenden Identifikation dieses anfänglich noch anonym geglaubten Malers mit Battista di Biagio Sanguigni durch Laurence B. Kanter (siehe Laurence B. Kanter, 2002 und 2005), wurde das Œuvre dieses Künstlers als Werkgruppe des sogenannten Meisters von 1419 geführt (siehe Georg Pudelko: The stylistic development of Lorenzo Monaco, in: The Burlington Magazine, LXXIII, Mai 1938, S. 237 sowie Gaudenz Freuler: Künder der wunderbaren Dinge. Frühe italienische Malerei in der Schweiz und Liechtenstein (Lugano Stiftung Thyssen-Bornemisza Villa Favorita 1991), Einsiedeln 1991, S. 230 und M. Boskovits, 2002). Wenngleich die hier in Rede stehende Madonna der spätgotischen Formensprache verpflichtet ist und noch auf die althergebrachten dekorativen und linearen Effekte setzt, ist in unserem Triptychon eine räumliche Ausgewogenheit und Weite festzustellen, die in die Renaissance verweist. Das Gleiche gilt auch für die, auf eine Lichtmalerei ausgerichtete Modellierung der Fleischtöne seiner leicht wehmütig angehauchten Gesichter wie sie Fra Angelico (um 1400–1455) in Florenz etwa zur gleichen Zeit erprobt hatte. Die schlanken Figuren mit ihren etwas kleinen, weich modellierten Gesichtern deuten im Weiteren auf die Zeit von Sanguignis Zusammenwirken mit seinem jüngeren Malerkollegen Zanobi Strozzi (1412–1468) hin und damit auf das Entstehungsjahr um 1430. Dieses Werk entstand somit zu einer Zeit als Sanguigni und sein jüngerer Malerfreund Zanobi Strozzi in Palaiuola in unmittelbarer Nähe von Fra Angelicos Kloster in San Domenico zusammenlebten – Sanguigni als Ziehvater und Tutor des verwaisten Strozzi und dieser wiederum als Schüler in Sanguignis Werkstatt. Der Zusammenhang mit dem Benediktiner Orden lässt sich laut Laurence Kanter (siehe Laurence B. Kanter 2005) ebenfalls in der Auftraggeberschaft erahnen. Die Rede ist von einem Florentiner Humanisten und Wollkaufmann Jacopo di Niccolò Corbizzi, dessen Wege sich verschiedentlich mit Battista di Biagio aber auch mit der Familie Zanobi Strozzi und vermutlich auch mit Fra Angelico gekreuzt haben. Corbizzi musste bei Auftragsvergabe wohl bereits in fortgeschrittenem Alter gewesen sein, was durch die zu Füssen der Maria besonders hervorgehobene Männerfigur mit gekrausten weissen Haaren und Bart, offenbar der Stifter selbst, in Einklang steht. Marias ausladender Gestus zu den links erscheinenden zwei Benediktinerinnen im schwarzen Habit und den von ihnen angeführten Frauen mit weissem Schleier scheint, als ob sie die Frauen unter ihren besonderen Schutz nähme, während ihr Blick dem wohltätigen Stifter gilt. Damit könnte ein Frauenkloster im Vordergrund der Stiftung stehen und es wäre nicht undenkbar, dass Jacopo di Niccolò Corbizzi, der hier mit seiner Familie verbildlicht ist, den Altar für ein florentinisches Benediktinerinnen Konvent gestiftet hatte. Anlass dazu könnte der Eintritt einer seiner Töchter in den Benediktinerinnen Orden gewesen sein. Damit dürfte hier im Bild ihr bevorstehendes Ordensgelübde dargestellt sein, was zugleich für ihren im Bild prominent dargestellten Vater der Anlass gewesen sein könnte, ein Altarwerk für ihr Kloster zu stiften. Damit erweist sich das rekonstruierte benediktinische Altarwerk als fesselndes Zeugnis des florentinischen Zeitgeschehens der Frührenaissance und zugleich ist ein neues Werk aus dem Umfeld Fra Angelicos erschlossen. Sein Autor, Battista di Biagio Sanguigni, der wohl seit spätestens 1417 Fra Angelico nahegestanden hat, bildete kurz vor 1430 mit ihm eine künstlerische Allianz, die auch seinen Schützling Zanobi Strozzi einschoss, und legte so den Grundstein für verschiedenste gemeinsame künstlerische Projekte, die innerhalb eines Malerkollektivs ausgeführt wurden. Wir danken Prof. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieser Werke. ---------------
BATTISTA DI BIAGIO SANGUIGNI, previously known as MASTER OF 1419 (active circa 1393 Florence 1451) Madonna and Child with the donor and family in adoration. Tempera and gold ground on panel. 91.3 × 53.4 cm. Provenance: - Probably commissioned by Jacopo di Niccolò Corbizzi for a Benedictine order. - Probably in German private collection since the 1940s. - 1992 via inheritance to the current owner. Private collection, Germany. Literature: - Laurence B. Kanter: Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in: Arte Cristiana 90, 2002, vol. 812, p. 329. - Miklos Boskovits: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, 2002, vol. 812, p. 334. fig. 6 - Laurence B. Kanter: Battista di Biagio Sanguigni and Zanobi Strozzi, in: Exh. cat. Fra Angelico, New York Metropolitan Museum of Art, New York 2005, pp.227 ff. Our thanks to Prof. Dr. Gaudenz Freuler for his expert support in cataloguing this work. --------------- BATTISTA DI BIAGIO SANGUIGNI früher genannt MEISTER VON 1419 (tätig um 1393 Florenz 1451) Madonna mit Kind von der Stifterfamilie angebetet. Tempera und Goldgrund auf Holz. 91,3 × 53,4 cm. Provenienz: - wohl für einen Benediktiner Orden von Jacopo di Niccolò Corbizzi in Auftrag gegeben. - wohl seit den 1940er Jahren in deutscher Privatsammlung. - 1992 durch Erbschaft an heutigen Besitzer, Privatsammlung Deutschland. Literatur: - Laurence B. Kanter: Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in: Arte Cristiana 90, 2002, Bd. 812, S. 329. - Miklos Boskovits: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, 2002, Bd. 812, S. 334. Abb. 6 - Laurence B. Kanter: Battista di Biagio Sanguigni and Zanobi Strozzi, in: Ausst.-Kat. Fra Angelico, New York Metropolitan Museum of Art, New York 2005, S.227 ff. Vorliegende Tafel ist zentrales Element eines grösseren Triptychons und zeigt in einer eleganten spätgotischen Formensprache die Mutter und ihr göttliches Kind auf einer marmornen Thronbank sitzend. Ihnen zu Füssen erscheint eine Gruppe devoter Personen, vermutlich die Stifterfamilie, und rechts die mit ihnen verbundenen Frauen einer Benediktinergemeinschaft. Umschlossen wird diese heilige Begegnung, der sich auch zwei Engel beigesellt haben, von einem prachtvollen roten Goldbrokat. Während die heilige Mutter mit dem ausladenden Gestus ihrer Rechten die frommen Frauen unter ihren Schutz nimmt, ist der in eine goldbestickte lilafarbene Tunika gekleidete Jesusknabe mit einem Segensgestus direkt dem Bildbetrachter zugewandt. Die 90 cm hohe Tafel sowie auch der Grossteil des ursprünglichen Rahmenwerks ist in ihrer unteren Hälfte um ca. 20 cm, mit Ausnahme des originalen Spitzbogens mit Vielpass, beschnitten worden. Der gleiche Befund gilt auch für das Rahmenwerk zweier nicht beschnittenen Seitentafeln, die ebenso in der Auktion unter der Losnummer 3006 angeboten werden. Mit ebenfalls benediktinischer Ikonographie hat Miklòs Boskovits (siehe Literatur) aufgrund stilkritischer Erwägungen eine Zugehörigkeit zu unserer Madonna geltend gemacht. Die Richtigkeit der Rekonstruktionsfrage unseres Altarwerks kann heute anhand des Befunds an den Originalen und weiteren Erhebungen des Bildprogramms bestätigt werden. Die zentralen Tafeln sind in der Regel um Einiges höher als die seitlichen Elemente. Da die zentrale Tafel unten um ein Stück beschnitten ist und sie diese um die beschnittene Höhe überragt, dürfte an der Zugehörigkeit aller drei Elemente zu einem Triptychon kein Zweifel bestehen, zumal sie auch stilistisch eine Einheit bilden. Übereinstimmung kann auch an der orientalischen Musterung des Throntuchs bestehend aus Granatrosen, stilisierten Fabelwesen und Schildkröten erkannt werden, das nach dem gleichen Schablonenmuster in den Goldgrund gestichelt wurde wie die auf den Seitentafeln aufgemalte Musterung des roten Bodens. Eine weitere, letztlich schlüssige Bekräftigung für die Richtigkeit der Rekonstruktion unseres Triptychons ergibt sich schliesslich aus dem benediktinischen Kontext des Bildprogramms, wo auf dem Hauptblatt links Benediktinerinnen und auf den Seitentafeln die Heiligen Maurus und Antonius Abbas im Habit des schwarzen Ordens der Benediktiner erscheinen. Vorliegende Tafel wurde erstmals von Laurence B. Kanter und Miklòs Boskovits (siehe Literatur) veröffentlicht und dem Meister von 1419, resp. dem nunmehr als Battista di Biagio Sanguigni identifizierten zugewiesen. Die beiden Seitentafeln wurden von Prof. Gaudenz Freuler 1991 erstmals dem damals noch unter dem Notnamen bekannten Meister von 1419 zuerkannt. Bis zur überzeugenden Identifikation dieses anfänglich noch anonym geglaubten Malers mit Battista di Biagio Sanguigni durch Laurence B. Kanter (siehe Laurence B. Kanter, 2002 und 2005), wurde das Œuvre dieses Künstlers als Werkgruppe des sogenannten Meisters von 1419 geführt (siehe Georg Pudelko: The stylistic development of Lorenzo Monaco, in: The Burlington Magazine, LXXIII, Mai 1938, S. 237; Gaudenz Freuler: Künder der wunderbaren Dinge. Frühe italienische Malerei in der Schweiz und Liechtenstein (Lugano Stiftung Thyssen-Bornemisza Villa Favorita 1991), Einsiedeln 1991, S. 230 und M. Boskovits, 2002). Wenngleich die hier in Rede stehende Madonna der spätgotischen Formensprache verpflichtet ist und noch auf die althergebrachten dekorativen und linearen Effekte setzt, ist in unserem Triptychon eine räumliche Ausgewogenheit und Weite festzustellen, die in die Renaissance verweist. Das Gleiche gilt auch für die, auf eine Lichtmalerei ausgerichtete Modellierung der Fleischtöne seiner leicht wehmütig angehauchten Gesichter wie sie Fra Angelico (um 1400–1455) in Florenz etwa zur gleichen Zeit erprobt hatte. Die schlanken Figuren mit ihren etwas kleinen, weich modellierten Gesichtern deuten im Weiteren auf die Zeit von Sanguignis Zusammenwirken mit seinem jüngeren Malerkollegen Zanobi Strozzi (1412–1468) hin und damit auf das Entstehungsjahr um 1430. Dieses Werk entstand somit zu einer Zeit als Sanguigni und sein jüngerer Malerfreund Zanobi Strozzi in Palaiuola in unmittelbarer Nähe von Fra Anglicos Kloster in San Domenico zusammenlebten – Sanguigni als Ziehvater und Tutor des verwaisten Strozzi und dieser wiederum als Schüler in Sanguignis Werkstatt. Der Zusammenhang mit dem Benediktiner Orden lässt sich laut Laurence Kanter (siehe Laurence B. Kanter 2005) ebenfalls in der Auftraggeberschaft erahnen. Die Rede ist von einem Florentiner Humanisten und Wollkaufmann Jacopo di Niccolò Corbizzi, dessen Wege sich verschiedentlich mit Battista di Biagio aber auch mit der Familie Zanobi Strozzi und vermutlich auch mit Fra Angelico gekreuzt haben. Corbizzi musste bei Auftragsvergabe wohl bereits in fortgeschrittenem Alter gewesen sein, was durch die zu Füssen der Maria besonders hervorgehobene Männerfigur mit gekrausten weissen Haaren und Bart, offenbar der Stifter selbst, in Einklang steht. Marias ausladender Gestus zu den links erscheinenden zwei Benediktinerinnen im schwarzen Habit und den von ihnen angeführten Frauen mit weissem Schleier scheint, als ob sie die Frauen unter ihren besonderen Schutz nähme, während ihr Blick dem wohltätigen Stifter gilt. Damit könnte ein Frauenkloster im Vordergrund der Stiftung stehen und es wäre nicht undenkbar, dass Jacopo di Niccolò Corbizzi, der hier mit seiner Familie verbildlicht ist, den Altar für ein florentinisches Benediktinerinnen Konvent gestiftet hatte. Anlass dazu könnte der Eintritt einer seiner Töchter in den Benediktinerinnen Orden gewesen sein. Damit dürfte hier im Bild ihr bevorstehendes Ordensgelübde dargestellt sein, was zugleich für ihren im Bild prominent dargestellten Vater der Anlass gewesen sein könnte, ein Altarwerk für ihr Kloster zu stiften. Damit erweist sich das rekonstruierte benediktinische Altarwerk als fesselndes Zeugnis des florentinischen Zeitgeschehens der Frührenaissance und zugleich ist ein neues Werk aus dem Umfeld Fra Angelicos erschlossen. Sein Autor, Battista di Biagio Sanguigni, der wohl seit spätestens 1417 Fra Angelico nahegestanden hat, bildete kurz vor 1430 mit ihm eine künstlerische Allianz, die auch seinen Schützling Zanobi Strozzi einschoss, und legte so den Grundstein für verschiedenste gemeinsame künstlerische Projekte, die innerhalb eines Malerkollektivs ausgeführt wurden. Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Werkes.
BATTISTA DI BIAGIO SANGUIGNI, previously known as MASTER OF 1419 (active circa 1393 Florence 1451) Two panels with Saints John the Baptist and Antonius Abbas as well as Jacob the Elder and Maurus. Tempera and gold ground on panel. 98.5 × 48.2 cm and 98.5 × 46.8 cm. Provenance: - Probably commissioned for a Benedictine order by Jacopo di Niccolò Corbizzi. - Art trade, Julius Böhler, Munich, 1971. - Swiss private collection, acquired from the above. Exhibited: Lugano-Castagnola 1991, Künder der wunderbaren Dinge. Frühe italienische Malerei aus Sammlungen in der Schweiz und Liechtenstein. Villa Favorita, Stiftung Thyssen-Bornemisza, Lugano-Castagnola, 7.4.–30.6.1991. Literature: - Exh.cat Künder der wunderbaren Dinge. Frühe italienische Malerei aus Sammlungen in der Schweiz und Liechtenstein. Villa Favorita, Stiftung Thyssen-Bornemisza, Lugano-Castagnola, Eidolon 1991, cat no. 90, p. 230, fig. 231. - Miklos Boskovits: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, 2002, pp. 332–340, figs. 5 and 7. See catalogue entry to the following lot 3007. Our thanks Prof. Dr Gaudenz Freuler for his support in cataloguing these panels. --------------- BATTISTA DI BIAGIO SANGUIGNI früher genannt MEISTER VON 1419 (tätig um 1393 Florenz 1451) Zwei Tafeln mit den Heiligen Johannes der Täufer und Antonius Abbas sowie Jakobus d. Ä. und Maurus. Tempera und Goldgrund auf Holz. 98,5 × 48,2 cm und 98,5 × 46,8 cm. Provenienz: - wohl für einen Benediktiner Orden von Jacopo di Niccolò Corbizzi in Auftrag gegeben. - Kunsthandel Julius Böhler, München, 1971. - Schweizer Privatbesitz, bei Obigem erworben. Ausstellung: Lugano-Castagnola 1991, Künder der wunderbaren Dinge. Frühe italienische Malerei aus Sammlungen in der Schweiz und Liechtenstein. Villa Favorita, Stiftung Thyssen-Bornemisza, Lugano-Castagnola, 7.4.–30.6.1991. Literatur: - Ausst.-Kat. Künder der wunderbaren Dinge. Frühe italienische Malerei aus Sammlungen in der Schweiz und Liechtenstein. Villa Favorita, Stiftung Thyssen-Bornemisza, Lugano-Castagnola, Eidolon 1991, Kat.-Nr. 90, S. 230, Abb. 231. - Miklos Boskovits: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, 2002, S. 332–340, Abb. 5 und 7. Siehe Katalogeintrag zu folgendem Los 3007. Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieser Tafeln.
BATTISTA DI BIAGIO SANGUIGNI (Empoli 1393 - 1451 Florence) Enthroned Madonna Lactans. Circa 1420. Tempera and gold ground on panel. 138.3 x 53.3 cm. Provenance: - F. von Lenbach Collection, Munich. - Swiss private collection. Literature: - Boskovits, Miklòs: Un’ Adorazione dei Magi e gli inizi dell’Angelico, Bern 1976, p. 38 and p. 37, ill. 24 b. - Skerl Del Conte, Serena: Una tesi di laurea su “il Maestro del 1419 e Paolo Uccello”, in: Arte a Friuli e Trieste 3, 1979, p. 175-181. - Kanter, Laurence B.: Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in : Arte Cristiana 90, no. 812, 2002, p. 329. - Boskovits, Miklòs: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, no. 812, 2002, p. 334. We are grateful to Prof. Dr. Gaudenz Freuler for support with the catalogue entry for the present work. --------------- BATTISTA DI BIAGIO SANGUIGNI (Empoli 1393 - 1451 Florenz) Thronende Madonna Lactans. Um 1420. Tempera und Goldgrund auf Holz. 138,3 x 53,3 cm. Provenienz: - Sammlung F. von Lenbach, München. - Schweizer Privatsammlung. Literatur: - Boskovits, Miklòs: Un’ Adorazione dei Magi e gli inizi dell’Angelico, Bern 1976, S. 38 und S. 37, Abb. 24 b. - Skerl Del Conte, Serena: Una tesi di laurea su “il Maestro del 1419 e Paolo Uccello”, in: Arte a Friuli e Trieste 3, 1979, S. 175-181. - Kanter, Laurence B.: Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in : Arte Cristiana 90, Nr. 812, 2002, S. 329. - Boskovits, Miklòs: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, Nr. 812, 2002, S. 334. Die vorliegende Tafel, die das zentrale Element eines grösseren Altarwerks darstellt, zeigt die thronende Muttergottes mit dem säugenden Kind, die Madonna lactans. Ein mit Pfauen- und Rankenmuster reich dekoriertes Tuch findet sich über ihren imposanten Thron geschlagen, der sich über den perspektivisch angeordneten Bodenfliessen auftürmt, und farblich das Blau ihres Mantels kontrastiert. Wenngleich die elegante, spätgotische Formsprache noch jener von Malern wie Lorenzo Monaco (um 1365/1370 - um 1424) oder Gherardo Starnina (um 1354/1360 - um 1413) verpflichtet ist, sind hier unverkennbar bereits gestalterische Aspekte der neuen Frührenaissance auszumachen. So etwa die zentralperspektivischen, auf einen Fluchtpunkt zulaufenden Bodenfliessen oder die auf eine Lichtmalerei ausgerichtete Modellierung der Fleischtöne, wie sie Masaccio (1401 - 1428) und Fra Angelico (um 1395 - 1455) etwa zur gleichen Zeit erprobten. Die in Aufsicht gezeigte Thronarchitektur, die sich räumlich erst durch die erwähnten, auf einen Fluchtpunkt zulaufenden Bodenfliessen artikuliert, sind künstlerische Prinzipien, die auf Fra Angelicos frühen Altar von San Domenico in Fiesole (ca. 1419-21) und Masaccios San Giovenale Altarwerk von ca. 1422 in Cascia di Reggello hinweisen. Damit hat sich der Künstler von Lorenzo Monacos Spätgotik verabschiedet und strebte eine wohl durch die Skulpturen Lorenzo Ghibertis (um 1378 - 1455) und des jungen Donatello (um 1386 - 1466) angeregte klassischere, monumentale Grösse an. Zweifellos ist die vorliegende Madonna vom gleichen Maler ausgeführt, der einige Jahre zuvor die 1419 datierte Tafel (Cleveland Museum of Art, Inv. Nr. 54.834) und ihre beiden Seitentafeln mit Heiligen gemalt hatte. Diese wurde für den Luccheser Patrizier Domenico Giugni für Santa Maria a Latera geschaffen. Diese datierte Madonna war Ausgangspunkt, um ihrem damals noch nicht identifizierten Schöpfer ein mehr oder minder stilistisch kohärentes Oeuvre zusammenzustellen, das zunächst ein Dutzend Gemälde umfasste. Bis zur überzeugenden Identifikation dieses anfänglich noch anonym geglaubten Malers mit dem in Empoli geborenen, aber in Florenz tätigen Maler Battista di Biagio Sanguini durch Laurence B Kanter (Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in: Arte Cristiana 90, Nr. 812, 2002, S. 321-331, L.B Kanter: Battista di Biagio Sanguigni and Zanobi Strozzi, in: Ausst. Kat. Fra Angelico. New York 2005, S. 227 ff.), wurde das Oeuvre dieses Künstlers als Werkgruppe des sogenannten Meisters von 1419 (Pudelko: The stylistic development of Lorenzo Monaco, in: The Burlington Magazine, LXXIII, Mai 1938, S. 237; M. Boskovits: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, no. 812, 2002, S. 332-340) geführt. Die Identifikation des Meisters von 1419 mit Sanguigni rückte den Künstler dieser Werkgruppe in ein neues Licht, nämlich in jenes des Fra Angelico und Zanobi Strozzi (1412 - 1468), mit denen er zeitlebens, mindestens seit 1417 nicht nur ein enges privates Verhältnis pflegte. Für letzteren agierte er als Tutor. Sanguignis Verbindung mit den genannten beiden Künstlern konkretisierte sich durch ein wiederholtes Zusammenwirken in der Domäne der Buchmalerei, welche die genannten Maler und Buchmaler für die Illuminierung verschiedener bedeutender Manuskripte zusammenführte. Wenngleich die Chronologie von Battista di Biagio Sanguigni’s Oeuvre bislang nur im Ansatz geklärt werden konnte, so ist davon auszugehen, dass sich unsere Madonna zwischen die datierte Madonna in Cleveland von 1419 und den dem Heiligen Julian gewidmeten Altar im Museo Civico in San Gimignano ca. 1425 fügt, und folglich um 1420 entstanden ist. Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für die Unterstützung bei diesem Katalogeintrag.
Battista di Biagio Sanguigni (Florence The Madonna and Child enthroned, with Saints John the Baptist, Anthony... on gold ground panel, arched top, in an engaged frame 46 3/8 x 22 in. (117.5 x 56 cm.)
Battista di Biagio Sanguigni (Florence 1393-1451) The Madonna and Child enthroned, with Saints John the Baptist, Anthony Abbot, a Bishop Saint, and an Evangelist on gold ground panel, arched top, in an engaged frame, with roundels of the dead Christ, the Virgin Mary and Saint John the Evangelist 46 3/8 x 22 in. (117.5 x 56 cm.)
Battista di Biagio Sanguigni (Florence 1393-1451), formerly known as the Master of 1419 Saint John the Baptist and Saint Anthony Abbot: the right wing of an altarpiece on gold ground panel, shaped top in an integral frame 47½ x 26¾ in. (120.7 x 68 cm.)