Abendstimmung in den Bergen mit Pilgern an einem Wegkreuz. Öl auf Leinwand. 59,5 x 44,3 cm. Um 1832. Die Symbolik dieses Bildes entspricht zutiefst Caspar David Friedrichs Bildauffassung. Rufen wir uns sein Gemälde „Kreuz im Gebirge“ von 1807/08, besser bekannt, als „Tetschener Altar“ ins Gedächtnis, das nicht nur als eine Ikone der Romantik gelten darf, sondern bereits zu Lebenszeiten Friedrichs den sogenannten „Ramdohrstreit“ lostrat. Veröffentlichte doch Friedrich Basilius von Ramdohr (Los 6024) kurz nach Fertigstellung des Altars einen Artikel, indem er die fehlende akademische Malweise, die Erhöhung des Landschaftsbildes zum religiösen Altarbild sowie die gesamte Romantik scharf kritisierte. Ungehindert der Kritik steht für die Maler der Romantik gerade nach der Französischen Revolution und der Besetzung durch die napoleonischen Truppen die Rückbesinnung auf das innerliche, das Gefühl, das insbesondere durch das Bild wirken soll, im Fokus. Das Innerliche erhält in vorliegendem Gemälde Ausdruck in der abendlichen Stimmung des sich dem Ende neigenden Tages und der einkehrenden Ruhe der letzten Stunden. Die Venus als Abendstern ist bereits am Firmament des in warme Farbnuancen getauchten Himmels zu sehen. Unter ihr leuchtet hell die scharfe Sichel des zunehmenden Mondes, die bei Friedrich als Christussymbol gedeutet werden kann. Darunter schreiten zwei Pilger den steilen, mit Fichten bewachsen Berg hinauf. Am Wegrand rechts begegnet ihnen der Heiland, hoch am Kreuze wacht er mit ausgestreckten Armen über das Diesseits, die Natur und den Menschen. Ehrfürchtig in seinem Glauben kniet der vorangehende Pilger bei Christi Anblick nieder. Die Verlängerung der Fichten in den Himmel hinein können als Verweis auf Gott und seine Allmächtigkeit, die Welt hinter den Wolken, gedeutet werden. Am rechten Bildrand steht eine Birke als Frühlingsbaum, der in Friedrichs Friedhofdarstellungen immer als Hinweis auf die Auferstehung trösten soll. Auch wenn das lückenlose Sinngefüge, wie Börsch-Supan schreibt, völlig an die Denkweise Friedrichs erinnert, ist er dennoch nicht der Maler des vorliegenden Bildes. Aber ohne die unmittelbare Nähe zu diesem und seinem Tetschener Altar ist das Gemälde nicht zu verstehen. Das Gemälde stammt von dem nur ganz unzureichenden erforschten Dresdner Malers Julius von Leypold, denn kein anderer Maler, auch nicht Carl Gustav Carus, war so eng mit Friedrichs Malweise vertraut. Von 1824 bis 1826 ist Leypold als Schüler von Johann Christian Dahl bezeugt, der seit 1823 in dem gleichen Haus wie Friedrich An der Elbe 33 wohnte und im ständigen Gedankenaustausch mit ihm stand. 1824 zeigte Leypold auf der Dresdner Akademie-Ausstellung als Nr. 535 „Eine Mondscheinlandschaft nach Friedrich“, höchst wahrscheinlich nach den „Zwei Männern in Betrachtung des Mondes“, die Friedrich Dahl geschenkt hat“ (Börsch-Supan 2024). Werner Sumowski zeigt in seinem Aufsatz von 1971 die Verbindung der beiden auf und macht Leypold bekannt (Werner Sumowski: "Caspar David Friedrich und Carl Julius von Leypold", in: Pantheon XXIX, 1971, S. 497-504). Drei Gemälde, die zunächst Friedrich zugeschrieben waren, weist Sumowski nun Leypold zu. Sumowski argumentiert in Abgrenzung zu Friedrichs Werk mit der Darstellungsweise der Natur, wie die netzartig strukturierten Sträucher, das duftig dekorativ hingetupfte Laub oder die zart gezeichneten und stimmgabelförmigen Verästelungen der Bäume (ebd. S. 500) - Elemente die sich auch in der Naturgestaltung des vorliegendes Gemäldes wiederfinden, etwa in der Vegetation des Bodens, dessen Sträucher und Wiesenblumen, angelegt in zarten, vibrierenden Pinselstrichen und subtil getupften, farbigen Akzentpunkten der Szenerie Lebendigkeit einhauchen und auch in den vielen hängenden Fichtenästen, deren kleine Nadeln die letzten Strahlen der Sonne am zartviolett Himmel durchscheinen lassen. „Einzigartig - und auch von Friedrich selbst so nicht erstrebt“, so beschreibt es auch Börsch-Supan „ist die Präzision der Details in großer Nähe und in weiter Ferne“. Börsch-Supan datiert das hier vorliegende Bild um 1832, „in die Zeit, in der Friedrich das ‚Große Gehege‘ oder wie die Unterschrift eines Reproduktionsstiches lautet 'Abend an der Elbe' malte, sein bedeutendstes Bild von unauslotbarer Tiefe des Gedankens. Die Sonne ist untergegangen, aber am Himmel zeigen sich noch die zarten, aufsteigenden Wolkenstreifen, die Leypold in seinem Gemälde gleichsam zitiert. Zu erklären ist die Stimmung nur als ein erlöstes Aufatmen nach dem Ende der zerstörenden Unruhen von 1830 und 1831, als Friedrich seine Verhaftung fürchten musste. Dass Leypold diesen Stimmungsumschwung mitvollzogen hat, ist anzunehmen und kommt nicht zuletzt in der sakralen Bildform mit halbrundem oberem Abschluss zum Ausdruck.“ (Börsch-Supan 2024). Im Geiste so sehr Friedrich verwandt, können dessen Worte zur religiösen Bedeutung der Landschaft hinter der sichtbaren Naturdarstellung aus einem Brief an einen Freund auf unser Gemälde übertragen werden: "Wohl ist es beabsichtigt, dass Jesus Christus, ans Holz geheftet, hier der sinkenden Sonne zugekehrt ist, als das Bild des ewigen allbelebenden Vaters. Es starb mit Jesu Lehre eine alte Welt, die Zeit, wo Gott der Vater unmittelbar wandelte auf Erden; […] Diese Sonne sank, und die Erde vermochte nicht mehr zu fassen das scheidende Licht. Da leuchtet, vom reinsten edelsten Metall der Heiland am Kreuz, im Gold des Abendroths, und wiederstrahlet so im gemilderten Glanz auf Erden. Auf einem Felsen steht aufgerichtet das Kreuz, unerschütterlich fest, wie unser Glauben an Jesu Christum. Immer grün durch alle Zeiten während stehen die Tannen ums Kreuz, gleich unsere Hoffnung auf ihn, den Gekreuzigten“ (C. D. Friedrich, Die Briefe, hrsg. und kommentiert von Herrmann Zschoche, Hamburg 2006, S. 53). - Das Gutachten von Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin vom 27. Juli 2024 liegt im Original vor. - Provenienz: Privatsammlung, Ahrenshoop. Seit den 1960er Jahren Privatsammlung, Niedersachsen. - Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist. - Please ask for condition reports for individual lots, as the condition is usually not mentioned in the catalogue.
LEYPOLD, Carl Julius, ATTRIBUTED / CIRCLE (1806-1874), "Houses on the river", mill or farmstead with garden, in the foreground two gentlemen talking over the fence, unsigned, oil/canvas relined, HxW: approx. 26, 5x34 cm (41x48 cm with frame). Craquelé, abrasion, varnish yellow, old restored. With frame, with plaque inscribed 'LEYPOLD' (frame with signs of age and wear). VERSO small paper label with handwritten inscription 'D in L, N 6'.
CARL JULIUS LEYPOLD 1806 - 1874 Barges on the banks of the Elbe (1871) Oil on canvas (relined). 52 x 85 cm (F. 82 x 115 cm). Signed and dated lower right 'J. Leypold 1871'. Rest., slightly soiled. Framed. CARL JULIUS LEYPOLD 1806 - 1874 Lastkaehne am Ufer der Elbe (1871) OEl auf Leinwand (doubl.). 52 x 85 cm (R. 82 x 115 cm). Signiert und datiert unten rechts 'J. Leypold 1871'. Rest., leicht verschm. Rahmen.
Julius von Leypold (1806 Dresden - 1874 Radebeul-Niederlößnitz), Kriebstein Castle in Saxony, c. 1840, Pencil Technique: Pencil on Paper, mounted on Paper Stamp: ST mit Hirschgeweih (Sammlerstempel, Lugt Nr.: nicht bei Lugt) Inscription: Verso further inscription: "von Leypold". General information: On the reverse of the old backing with artist's details in someone else's hand. Date: c. 1840 Description: Classic view of the castle, on blue paper. Keywords: Castle, View, Topography, Saxony, 19th century, Romanticism, Architecture, Germany, Size: 14,8 cm x 20,2 cm Condition: Very good Condition. Very few small spots.
Carl Julius LEYPOLD (1806 - 1874). Bauerngehöft im Winter. 44 cm x 55 cm. Gemälde. Öl auf Leinwand. Rechts unten signiert. Provenienz: Neumeister, 29.06.1994, München, Deutschland, Lot-Nr. 589, Abbildung auf Seite 160 des Katalogs. Zuschlag DM 16.500,00. English Translation Carl Julius LEYPOLD (1806 - 1874). Farmhouse in winter. 44 cm x 55 cm. Painting. Oil on canvas. Signed lower right. Provenance: Neumeister, 29.06.1994, Munich, Germany, lot No 589, illustration on page 160 of the catalogue. Hammer price DM 16.500,00.
CARL JULIUS VON LEYPOLD 1806 Dresden - 1874 Niederloessnitz (Dresden) Barges by the banks of river Elbe Lastkähne am Ufer der Elbe Oil on canvas. 51 x 84 cm (F. 60 x 93.5 cm). Signed and dated lower right 'J Leypold 1871'. Min. damaged, rest., min. soiled. Frame. Leypold 1871'. Min. besch., rest., min. verschmutzt. Rahmen. To compare, see motive 'A river port, 1856', Galerie Neue Meister Dresden, Inv.-No. 2239 Zum Motiv vgl. 'Eine Flusshafenstadt, 1856', Galerie Neue Meister Dresden, Inv.-Nr. 2239. We thank Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan (Berlin) for the scientific advice. Beratung. Provenance: private collection Dresden; since then family estate Rhineland-Pallatine. CARL JULIUS VON LEYPOLD 1806 Dresden - 1874 Niederlößnitz (Dresden) Lastkähne am Ufer der Elbe Öl auf Leinwand. 51 x 84 cm (R. 60 x 93,5 cm). Signiert und datiert unten rechts 'J Leypold 1871'. Min. besch., rest., min. verschmutzt. Rahmen. Zum Motiv vgl. 'Eine Flusshafenstadt, 1856', Galerie Neue Meister Dresden, Inv.-Nr. 2239. Wir danken Herrn Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan (Berlin) für die wissenschaftliche Beratung. Provenienz: Privatsammlung Dresden; seither Familienbesitz Rheinland-Pfalz.
CARL JULIUS VON LEYPOLD 1806 Dresden - 1874 Niederloessnitz (Dresden) Farmstead in spring Bauerngehöft im Frühling Oil on paperboard on cardboard. 29 x 40 cm (F. 38 x 49 cm). Monogramed and illegibly dated lower right 'L 18(?)' (part. abraded). Part. min. outbreaks of paint, rest., min. soiled. Frame. min. verschmutzt. Rahmen. We thank Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan (Berlin) for the scientific advice. Wir danken Herrn Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan (Berlin) für die wissenschaftliche Provenance: private collection Dresden; since then family estate Rhineland-Palatinate. CARL JULIUS VON LEYPOLD 1806 Dresden - 1874 Niederlößnitz (Dresden) Bauerngehöft im Frühling Öl auf feiner Malpappe auf Karton. 29 x 40 cm (R. 38 x 49 cm). Monogrammiert und schwer leserlich datiert unten rechts 'L 18(?)' (part. ber.). Part. min. Farbausbrüche, rest., min. verschmutzt. Rahmen. Wir danken Herrn Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan (Berlin) für die wissenschaftliche Beratung. Provenienz: Privatsammlung Dresden; seither Familienbesitz Rheinland-Pfalz.
Birke und Eiche im Frühling. Öl auf Papier, auf Holzplatte kaschiert. 29,5 x 37,6 cm. Links unten datiert: "d 18/4 1832". Der in Dresden geborene Carl Julius von Leypold war Schüler von Johan Christian Dahl. Ab Mitte der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts zeigt sich jedoch Leypolds Schaffen deutlich mehr von Dahls Nachbarn, Caspar David Friedrich, beeinflusst und zwar in einem solchen Maße, dass einige von Leypolds Werken lange Zeit als Arbeiten von Friedrich galten. Schließlich entdeckte der Kunsthistoriker Werner Sumowski Leypold als Künstler wieder und stellte ein zwar schmales, aber durchaus homogenes Œuvre in einem Aufsatz in der Zeitschrift „Pantheon“ im Jahre 1971 (Jahrgang XXIX, Heft 6, S. 497-504) zusammen. Das hatte zur Folge, dass beispielsweise die „Weiden im Mondschein“ im Wallraff-Richartz-Museum in Köln oder "Friedhofseingang im Winter" im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt Friedrich abgeschrieben und Leypold zugewiesen werden mussten. Seitdem gilt Leypold als der begabteste und dabei doch eigenständigste Nachfolger Friedrichs. Vorliegende Ölskizze auf Papier ist mehr als nur eine "einfache" Baumstudie: Die "nordische" Birke war ein Lieblingsmotiv von Dahl, wohingegen kahle Eichen bei Friedrich des Öfteren auftraten. Helmut Börsch-Supan vermutet, dass es sich bei unserer Studie um eine Vorarbeit für ein größeres Gemälde handeln könnte. Ein schriftliches Gutachten von Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan vom 1. Mai 2015 liegt vor. - Provenienz: Aus dänischem Privatbesitz.
KARL JULIUS VON LEYPOLD Dresden 1806 - 1874 Niederlößnitz bei Dresden Ansichten von Burgen und Schlössern aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Konvolut von 137 meist in Braun lavierte Bleistiftzeichnungen und -studien auf 121 Blätter aus einem Skizzenbuch. Meist mit dem Namen der Burg bzw. des Schlosses und Ort sowie teils dem Entstehungsdatum der Burganlage bezeichnet. Auf chamoisfarbenem Velin. Je ca. 12,3 x 20 bzw. 20 x 12,3 cm. Vereinzelt mit winzigen Knickspuren und minimal gebräunt. [sg]
Kniender Petrus, in den Händen eine Schale mit den Himmelsschlüsseln - Stehende Mutter mit Kind. 2 Bleistiftzeichnungen auf einem Blatt. - Am Unterrand alt zugeschrieben. Auf bräunlichem Bütten. 20,6 x 34 cm. Schwach gebräunt und fleckig. Mit schwacher Knickspur sowie verso mit Klebespuren an den Rändern. Provenienz: Sammlung L. Blucke, Chemnitz/Dresden. [bg]